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Kann das auch Schachtelhalm?

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Kürzlich suchte ich in einem Gartenmarkt nach einem neuen Brennergeschirr für meinen Wildwuchs auf unseren Pflasterflächen. Die Abteilung „mechanisches Bekämpfen von Unkräutern“ befand sich in unmittelbarer Nähe zum Beratungstresen für Herbizide und anderen streng geheimen Elixiere.

Dort stand sie, die Frau welche meine Sicht auf die Subkultur meines Blümchenhobbys nachhaltig ins wanken brachte. Und ich meine nicht die Verkäuferin. Ich meine die vermeintlich gartenliebende Kundin.

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Den ersten Satz welchen ich aufschnappte war „Kann das auch Schachtelhalm?“

Erschrocken drehte ich mich um, die Verkrampfung meines Lobus frontalis, in welchem sich der wesentliche Teil unseres Sprachzentrums befindet, machte mir noch zu schaffen.

Und dennoch erinnere ich mich noch genau daran wie die hochbegabte Deutschlehrerin auf ein kleines Fläschchen zeigte.

Nachdem ich meine Gesichtsfarbe vom Boden wieder aufhob und sie mir an die rechte Stelle setzte spitze ich umso mehr meine Hörmuscheln.

Denn der moderne „Vier-Wörter-Satz“ wurde im Gesprächsverlauf noch übertroffen.

Nun habe ich rein gar nichts einer Jugendsprache entgegen zu setzen. Sicherlich litt auch ich in meiner Jugend an einem gewissen Sprachverlust, konnte ihn jedoch über die Jahre wiederfinden. Allerdings befand sich die Dame am Tresen in den Fünfzigern. Jugendsprache war es also nicht mehr.

Bisher hatte ich die Hoffnung, dass der Sprachverfall sich in der Gartenkultur zurückhalten würde.

Skeptiker und Pessimisten warnen ja bereits seit über hundert Jahren davor, dass der Sprachverfall unseres Kulturguts rasant voranschreitet.

2013 wurde der erste Bericht zur „Lage der deutschen Sprache“ veröffentlicht und sollte Entwarnung geben. Auch der sogenannte „Anglizismus“ treibt vielen Mitmenschen Sorgenfalten auf die Stirn.

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Wobei vielen nicht klar ist, dass nicht jedes englisch klingende Wort tatsächlich einer Übernahme gleicher Bedeutung im eigentlichen Sinne entspricht.

So bezeichnet man in Amerika zum Beispiel Prostituierte als Streetworker. Ob unseren so bezeichneten Pädagogen das klar ist?

Und Public viewing bezeichnet eigentlich das öffentliche Aufbaren einer Leiche.

Ich könnte noch so viel über Sprache schreiben, es würde mich jedoch Wochen beschäftigen.

Aber die Frage ob der Konjunktiv stirbt beschäftigt mittlerweile eine ganze Scharr an Sprachwissenschaftler. Ob der Dativ dem Genetiv sein Tod sein wird?

Sollen das andere klären.

Zurück zur Edeldame am Tresen. Nachdem die Verkäuferin per schnellem Handgriff ein Mittelchen aus dem Regal zog, welches auch „gegen Schachtelhalm kann“ raunzte die Hochbegabte Kundin nur „Gib ma!“

Damit meinte sie sicherlich: Darf ich mir das mal ansehen?

Sie war also nicht nur minder gebildet sondern auch noch frech.

Resigniert verließ ich den Markt. Traurig, so hat der Verfall unserer Sprachkultur also Einzug in meinen geliebten Hobbybereich gefunden.

Ob die Dame noch in der Lage war ein Werk von Goethe zu lesen ohne ein Wörterbuch zu Hilfe zu nehmen?

Vielleicht muss ich diesen modernen Weg ja mitgehen?

„Lass mal Garten gehen!“ „Schatz, ich geh mal nach Schuppen!“ und die Steigerung lautet:

Ich geh mal nach Schuppen hin. Von den her…

Manchmal mache ich mir Sorgen…da hilft mir dann mein Garten.

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