Als ich anfing endlose Bücher der bekannten, gestaltenden Gartenkoryphäen zu studieren bekam ich fast Angst. Was waren das für Gärten! Schnell erkannte ich die unterschiedlichen Stile, auch abhängig von dem Zeitraum des Schaffens und Wirkens.
Christopher Lloyd, Beth Chatto, Gertrude Jekyll um nur einige der bekanntesten zu nennen. Noel Kingsbury, William Robinson, Piet Oudolf, Michael King, Darke, Phillips, Rix etc. Es gibt einige welche man kennen sollte.
Gerade in unserem Land dürfen auch Pagels, Förster und Konsorten nicht fehlen. Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass deren Pflanzungen nicht in die heutige Zeit passen.
Ein Spatengarten ist schlicht nicht mehr zeitgemäß, wenn auch hübsch anzusehen.
Einige Selektionen trifft man ohnehin immer wieder. Man kommt gar nicht Drumherum. Und der Einfluss dieser Pflanzenkenner auf das aktuelle Pflanzensortiment ist doch riesig.
Salvia nemorosa „Tänzerin“ ist einer meiner Favoriten wenns um die Art geht. Oder Calamagrostis acutiflora „Karl Förster“. Wäre ich ein Fan von Delphinium wäre ich auch ein Kunde von Förster.
Ich empfand es auch immer als amüsant wenn man englische Literatur liest und die genannten Sorten dann deutsche Namen trugen.
Kürzlich war ich auf einer vom Verein organisierten Reise in Slowenien. Wir hatten eine Führung durch das Arboretum Volcji Potok. Der erstaunlich große Rosengarten war übersät mit Deutschen Sortennamen von Tantau und Kordes. Natürlich auch Sorten von Delbard aus Frankreich, auch einige russische die mir nichts sagten. Es geht mir immer ein Schmunzeln übers Gesicht. Das Rosenschild auf kyrillisch mit deutschem Sortennamen wäre auch ein Hingucker.
Es sind endlos viele, erfolgreiche Gestalter. Ich stellte schnell die Unterschiede und auch die Einflussnahme untereinander fest. Moderne, zeitaktuelle Gestalter wie Oudolf und Gerritsen interessierten mich mehr als jene der klassischen „english Borders.“
Durch weitere Recherche lass ich auch viele Bücher auf englisch und französisch, da einige Bücher nicht in unsere Sprache übersetzt waren. Klar ist französisch lesen gewagt, aber das Fachvokabular ist überschaubar, den Rest macht das Schulfranzösisch.
Ich lernte auch eher unbekanntere Autoren kennen. Zumindest im deutschsprachigen Raum. Mark Brown wäre so jemand, Arne Maynard, Jinny Blom oder Mitchell Beazley. Ich fand meine Favoriten.
Und nun? Kopieren? Auf keinen Fall.
Das angeeignete Wissen der favorisierten Autoren im Zusammenspiel mit den Grundlagen diverser Lehrbücher etc befreite mich.
Muss meine Pflanzung auch in Blöcken stattfinden? Oudolf oder Gerritsen kopieren?
Müssen Pflanzen wandern oder stillstehen?
Wo bekomme ich nur 10 Hektar Land her?
Ich bin der Meinung, dass jeder seinen eigenen Stil finden sollte. Geschmack ist doch verschieden, und streitbar. Er regt an zu Diskussionen. Mein Stil ändert sich sicherlich stetig. Mal interessiere ich mich hierfür, mal dafür. Mal probiere ich dies, mal das. Und im Zweifel gehe ich direkt auf Start und fange neu an. Einfach machen. Nicht sabbeln.
Und welcher Stil ist es nun? Moderne Stile haben so unglaublich einfallsreiche Namen wie „Blackbox Gardening“ oder „New German Style“. Prärie- oder Bauerngarten verstehe ich durchaus. Aber das?
Auch hoch im Rennen ist „Der Naturgarten.“ Man stellt jedoch schnell fest das „Naturgarten“ nichts mit Natur zu tun hat. In keinem mir bekannten Buch. Was fürn Quatsch also. Es verkauft sich zur Zeit aber ganz gut.
Es wird auch im „Naturgarten“ kräftig korrigiert und Stauden in Sorten gesetzt, welche in der Natur nicht im Ansatz überlebensfähig wären. Damit diese armen Kreaturen im „Naturgarten“ verweilen können, muss kräftig nachgeholfen werden. Die Pflanzpartner sind zu konkurrenzstark und das Blümchen mag dies und das nicht. WTF?
Meine Empfehlung für den nächsten Namen eines Stils würde z.B. heißen „Doityourselfstyle.“ Aber mich hat bisher niemand gefragt und ich habe die Vorahnung dass sich das auch nicht ändern wird. Auch gut wäre „Der Pflanzengarten“, das wär mal was neues: Ein Garten mit Pflanzen.
Hitverdächtig ist auch „New Plants on the Block Style.“ Warten wir es ab, ich bin bestimmt entzückt.
Ich lache mich regelmäßig fast tot über den Unsinn. Es ist eben auch ein Markt, hier lässt sich Geld verdienen und entsprechend benötigen wir neue Stile um mehr Bücher schreiben und verlegen zu können.
Zugegeben, die meisten Bücher der letzten 5 Jahre habe ich gelesen, daher Maße ich mir an auch urteilen zu dürfen. Ich bin der Meinung, dass die immer größer werden Flut an Büchern stetig an Qualität verliert. Daher bin ich etwas sagen wir mal „vorsichtiger“ beim Erwerb geworden.
Jeder fähige Gärtner muss nicht unbedingt ein fähiger Autor sein.
Ein Buch sollte man schreiben wenn:
- man es kann
- es einen Mehrwert mitbringt.
Es schreiben jedoch momentan gefühlt alle Gartenbesitzer Bücher. Eine Suppe an Blabla.
Wären Zitate genannt (oder die Urheber der jeweiligen Ideen) bestünden die Bücher zu 99% aus Fußnoten. Es ist wie eine sich wiederholende Dauerschleife mit neuem Vokabular.
Und die wenigsten der in den letzten 5 Jahren erschienenen Bücher bringen irgend einen Mehrwert mit sich. Selbst die einschlägig bekannten Fachbuchverlage verlegen immer mehr Bücher von immer weniger Weiterführendem, Hauptsache irgendjemand kauft es. Allerdings inspirieren natürlich die Fotos, aber rechtfertigt dass die Buchflut?
Muss letztlich jeder selbst entscheiden.
Ich kaufe gerne in Antiquariaten. Es müssen ja keine Abschriften auf Schilf sein aber ich habe schnell festgestellt, dass tatsächliche Mehrwerte in der Vergangenheit liegen. Verknüpfen kann man ja selbst oder wird es nach und nach lernen. Hoffe ich.