Im vergangenen Jahrhundertsommer lagen bei uns im Umland die Entwässerungsgräben weitestgehend trocken. Dies veranlasste vermutlich Familie Bisam in unseren noch gut gefüllten Teich einzuziehen. Den massiven Schaden den diese niedlichen Wesen verursachten beschrieb ich bereits. Nicht nur dass sämtliche Wasserpflanzen verzehrt wurden, auch das Ufer unseres Naturteichs wurde kräftig umgekrempelt, riesige Höhlen säumten alle Bereiche unserer Teichränder.
Viele Stauden verabschiedeten sich oder wurden beim Einsturz der Höhlen und Gänge sprichwörtlich vom Erdboden verschluckt.
Der Winter birgt immer die Gefahr, dass ich zu viel Zeit zum Nachdenken habe. Das Resultat ist oft aus zu viel Zeit werden zu viele Ideen.
Monatelang belaß ich mich zum Thema Bisam und recherchierte in verschiedenen Foren wie man den kleinen Terroristen zu Leibe rücken könnte. Die Winterzeit ist immer die Lesezeit. Der Garten schläft und ich bin auch ganz glücklich damit. Das Dumme ist nur: habe ich zu viel Zeit, entstehen zu viele neue Ideen.
Ich entschied mich den äußeren Teichrand zu befestigen. Mit Flechtmatten und Pfählen. So wird es seit hunderten Jahren in der Entwässerung von feuchten Flächen gehandhabt, bei uns nennt man dieses Verfahren stacken. Zusätzlich installierte ich mehrere Drahtfallen, welche bereits Ihre Beliebtheit bei den kleinen Gespenstern bewiesen haben.
Bei diesem Projekt entschied ich mich dann auch gleich einige anfänglichen Fehler zu korrigieren, viele Rhododendren welche wir zu Anfang als Unterpflanzung der großen Gehölze gesetzt hatten wurden wieder entfernt und im Freundeskreis verteilt. Denn es gab ja keine großen Gehölze mehr an den beiden langen Seiten unseres Teichs.
Die Stubben mussten raus. Die drei letzten großen Gehölze am Teichrand auch. Und alle vor 4 Jahren gepflanzten Rhododendren. Die Idee der Unterpflanzung der großen Gehölze war mittlerweile überholt.
Alle Stubben waren noch vorhanden und wurden nun auch gleich rausgefräst, immerhin 16 große Stümpfe von mindestens 40cm Durchmesser, einer war 87cm im Durchmesser. Warum ich das damals nicht gleich nach dem Fällen gemacht habe? Weil es sehr teuer ist! 1,50€/cm Durchmesser. Da kommt doch schnell etwas zusammen. Diesmal ging es aber nicht anders, die Stubben mussten raus.
…und die Stauden auch. Sie streckten gerade ihre ersten Grünspitzen aus dem Erdreich. Sie wurden weitestgehend ausgepflanzt und anschliessend vermehrt und getopft.
Etwa 700 Stauden wurden ausgepflanzt und vermehrt.
Die großen Allium „Globemaster“ wurden direkt in Kisten gepflanzt. Mittlerweile wurden sie nach der Blühte in große Kübel mit Sand gelegt um sie im September wieder setzen zu können.
Langsam wuchs der Platzbedarf für die Kisten, denn es wurden naturgemäß mehr als gedacht
Überall im Garten wurden freie Flächen zur Zwischenlagerung genutzt. Ein massiv durch Lichtentzug geschädigter Rasenbereich wurde, wie kann es anders sein, im Anschluss gleich noch zur Staudenrabatte umfunktioniert.
Und dann noch gleich den Boden verbessern. Wildkrautdurchwurzeltes Erdreich abtragen und durch eine neue Muttererde-Kompost-Sandmischung ersetzen. Es waren derart viele Muldenkipper hier das die Nachbarn denken müssen hier entsteht ein Atomkraftwerk.
Big Bales mit Pflanzenerde mussten für das Topfen der Jungpflanzen herhalten und natürlich wurde auch der Vorplatz des Hauses als Platz für die Staudenkisten missbraucht.
120 Tonnen Muttererde wurden angefahren, 48 Tonnen Sand und 30 Tonnen Kompost der höchstmöglichen Verrotungsstufe aus einem Bio-Kompostierwerk an der Küste. Zum Thema BIO hab ich noch zu späteren Zeitpunkt eine neue Farce.
Und auch ein großer Teil der bestellten Stauden traf Ende März bereits ein.
Wenn man dann schon dabei ist, kann man auch gleich den Weg um den Teich neu anlegen, die Elektrik neu verlegen, eine Bewässerung einbauen, einen nicht mehr benötigten Graben neben dem Grundstück zuschütten etc.
Der ehemalige, nicht mehr benötigte Graben neben dem Grundstück wurde zugeschüttet. Er ist hier noch gut erkennbar als kleines Rinnsal. Direkt darauf wurde später die Buchenhecke gepflanzt. Hoffentlich sackt dieser Bereich nicht zu viel ab. Und wenn doch? Der nächste Winter bringt bestimmt wieder neue Ideen.
Die Rhododendren wurden ausgepflanzt, verschenkt und bereiten nun Freunden Freude in deren Gärten.
Die beiden Seitenflächen wurden eingeebnet und die oberen 30-40cm ausgetauscht um den sehr hohen Lehmanteil zu verringern. Die Oberfläche wurde im Sommer derart trocken dass sie stark gerissen ist und kürzere Regengüsse gar nicht mehr aufnahm, sie war dann hart wie Stein.
Der Wirtschaftsweg neben dem Grundstück wurde gleich mit eingeebnet.
Ab und an zweifelte ich ob „das Schlachtfeld“ jemals wieder zu einer Art Garten werden würde.
Der in die Tage gekommene Liebherr-Bagger leistete ganze Arbeit. Kurz nach dem Einsatz bei mir brach ihm das Auslegergelenk, Ausgang ungewiss. RIP.
Um mit dem Knicklader und dem Minibagger den ehemaligen Graben zu überwinden wurden immer wieder neue „Brücken“ mit Bohlen ausgelegt. Ein Durchkommen war sonst auch mit Kette nicht möglich.
Der Uferbereich wurde mit Hartholzpfählen befestigt und anschließend mit Hartholz-Flechtmatten verstärkt.
Auch die Außenseite hin zum Entwässerungsgraben wurde so befestigt.
Hinter die Matten kam ein Filtervlies und dann wurde mit Erde angefüllt.
Aus einem mittelgroßen Projekt wurde schnell ein Monster, welches nur deshalb zu bewältigen war weil es stetig und langsam wuchs, schleichend sozusagen. Hätte ich zu Anfang all diese Schritte geplant, hätte ich es sicher nicht umgesetzt, denn es wurde sehr kostspielig und aufwendig.
Endlose Arbeitsstunden sind dabei zusammen gekommen. Einen Gelenkkipper fahre ich ab sofort im Schlaf, einen Bagger schon seit einigen Jahren, Schubkarre ist längst mein zweiter Vornahme. Stauden vermehren und teilen wird neben der Nahrungsaufnahme beiläufig erledigt.
Parallel hatte unser Bauunternehmen Hochkonjunktur und ich vermute dass wir das umsatzstärkste Jahr einfahren. Geschlafen wird morgen.
Sechs Kipper mit Kompost sehen wenig aus, sind mit dem kleinen Knicklader aber eine kleine Orgie.
So langsam war ein Ende in Sicht und die Motivation stieg wieder an.
Theo und Klaus hießen meine Spielzeuge
Einige Gehölze wurden noch bestellt und gemeinsam mit der Hecke gepflanzt.
Zum ehemaligen Graben hin wurde ein 70cm tiefe Rhizomsperre eingebaut um zu verhindern, dass das wilde Schilf mir all zu sehr in das Grundstück und die neue Pflanzung wuchert. Aber auch Winde, Giersch und andere Wurzelunkräuter hält sie auf. Hoffe ich zumindest.
Eine erneute Schicht Sand wurde verteilt. Ich setze auf 2-4mm Körnung. Damit habe ich gute Erfahrung in den vorherigen Jahren gemacht. Sie ist nicht zu fein um durch die Erde abzuwandern und dennoch erfüllt der Sand seinen Zwecks in der Bodenverbesserung.
Aber das Ergebnis erfreut mich nun jeden Tag und selbst die geliebte Ackerwinde ist in diesem Bereich beinahe bei den Baumaßnahmen abgetragen worden. Ihre neuen Ansiedlungsversuche werden konsequent mit einem Herbizit mit dem Wirkstoff Fluroxypyr in hoher Konzentration bekämpft. Und zwar pedantisch mit dem Pinsel. Jedes Blatt wird bei ausreichender Blattmasse angemalt. Eine sehr mühsame jedoch in Versuchen aus den Vorjahren erfolgreiche Methode meinem Lieblingsunkraut entgegen zu wirken.
Da der alte Weg abgerissen worden war musste ein neuer her.
Die Fläche wurde soweit möglich mit einem Hopser verdichtet. Auf ausgelegten Gehwegplatten wurden Hartholzrahmen montiert und ausnivelliert. Die Dielung besteht aus einfachen Fichten-Gerüstbohlen. Da sie nicht im erdberührten Bereich verlegt wurden, werden sie eine ganze Zeit halten.
Abschließend wurden die Seiten abgelängt und der Weg erhielt seine finale Form.
Eine kleine Terrassenfläche wollte ich unbedingt haben. Sitz und Ruheplätze kann man meiner Meinung gar nicht genug im Garten haben. Der Platz ist großartig geworden.
Ein weiterer Steg zur Überquerung des Teichs musste auch noch her. Ich liebe diese Wege übers Wasser. Sie bieten tolle Perspektiven und Blickachsen.
Viele der in diesem Bereich des Gartens zuvor vorhandenen Stauden wurden vor Baubeginn Anfang März ausgegraben, geteilt und getopft und in großen Teilen wieder gepflanzt. Viele sind auch neu, die Carpinus betulus Hecke und der spießige Doppelstabzaun, aber auch viele Stauden.
Einen Abschnitt nenne ich Lollipop, da er sehr kitschig daherkommt. Rosa und Babyblau, ich müsste mich eigentlich selbst bestrafen für diesen Bereich, dennoch gefällt mir das Ergebnis ganz gut. Passend dazu wurden die neuen Gartenstühle gewählt, Lollipop eben.
Wieder sah es aus wie in einer Gärtnerei. Mehrfach musste ich derartige Berge an Kisten abfahren.
Die Stauden ausbringen ist im Gegensatz zur eigentlichen Pflanzung für mich der schönste Teil einer Neuanlage.
Nun darf es wachsen…und es tat es!
Die Apiaceen bilden mit den Gräsern das Gerüst dieser Pflanzung, hunderte Astrantien und große Stückzahlen von Selinum wallichianum, Myhris odorata, Daucus carota, Silphium mohrii und Cenolophium denudatum wurden gepflanzt. Ähnlich hoch ist der Anteil von Filipendula ulmaria und Filipendula rubra venusta sowie viele der geliebten Bistorta amplexicaulis und Eupatorium fistulosum. 250 Echinaceen etc. Insgesamt waren es rund 3400 neue Stauden.
Ich freue mich jeden Tag wie ein Kind wenn ich am Morgen oder späteren Abend meine Schlenderrunde mache. Es fasziniert mich immer wieder mit welcher Wuchskraft manche Stauden das Jahr erobern und Sorge mich um einzelne Exemplare welche den Anschluss nicht schaffen werden.
Nach dem Bisambefall musste natürlich das Grün im Teich neu gepflanzt werden. Es wurden 300 Pontederia cordata und Pontederia lanceolata sowie 50 Thalia dealbata gesetzt. Sie dienen dem Versuch, den Teich erneut zu begrünen. Auch den gewagten Versuch Nelumbo nucifera, asiatischer Lotus, im Teich anzusiedeln habe ich unternommen. Kommendes Jahr werde ich das Ergebnis kennen oder mich vorher vom Hochhaus stürzen.
Der ursprünglich gesetzte Weidezaun wurde durch einen Spießerzaun ersetzt. Nebenbei wurden noch 700 Epimedium gepflanzt, als Unterpflanzung unserer noch vorhandenen Rhododendren. Und die Bewässerung für den gesamten Garten installiert. Und letzteres war ein ebenso arbeitsintensives Unterfangen. Aber Sie läuft…and i love it!
In manchen ruhigen Momenten frage ich mich natürlich, ob in meiner Birne alles normal ist. Dennoch gibt es scheinbar genug Antrieb für all diese Tätigkeiten. Unter anderem die Freude an dieser Fülle von Kleinstlebewesen. Ganze Wolken von Schmetterlingen zieren die Pflanzung in sich stetig bewegender Weise. Und ich denke bereits über einen eigenes Bienenvolk nach. Lollipop-Honig. Wäre doch sicher eine leckere Ergänzung.
Und häufig war das ebenso geliebte Feuer an. Weshalb mögen Männer eigentlich so gerne Feuer?
Wegen des Belohnbiers. Das Toom-Baumarkt-Belohnbier ist eigentlich eine Erfindung aus Grönland!
Im Juni sah die Pflanzung bereits einigermaßen hübsch aus. Erfahrungsgemäß wird das Folgejahr das Ergebnis deutlich machen. Ich freue mich bereits darauf. Doch zuvor kommt im September und Oktober noch die Geophytenzeit. Einige hundert Zwiebeln werden es wohl wieder werden. Aber die lohnen sich.
Nepete kubanika ist eine meiner Top 5 Stauden. Dazu gehört auch Phlomoides tuberosa „Amazone“. Die Kombination beider ist wie füreinander gemacht wie ich finde.
Danke Bisam!