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Die ersten Stauden oder das erste Staunen 2016

Das Jahr des Baggers. Im Winter 2015/2016 beschlossen wir, den Teich ausheben zu lassen. Ein Lohnunternehmen aus der Region sollte das Ausheben übernehmen, aber wohin mit dem Schlick? Immerhin rund 900cbm.

Ein mittlerweile befreundeter Landwirt, er ist Namensgeber unserer Spiegelkarpfen, bot mir an die Erd- und Schlickmassen zu entsorgen, unter zu pflügen auf seinen Ländereien. Da wir ja aber in Deutschland leben muss ja alles seine Ordnung haben. Schlick ist Dünger, kann Schwermetalle etc. enthalten. Also muss der Landwirt exakt wissen, was genau beinhaltet der Schlick und welchen Teil davon muss er laut Düngemittelverordnung in seinen Unterlagen aufführen. Da hatten wir es, das Bürokratiemonster.

In Kurzform durften wir später den Schlick ausbringen, es war jedoch eine Meisterleistung deutscher Bürokratie. Ein dutzend Gespräche und Anträge mussen beim Amt gestellt werden, eine Analyse der Bestandteile des Schlicks musste erfolgen. Ein Gutachter entnahm die Proben, Ergebnisse gingen zum Amt. Ich musste den Schlick behandeln als wäre es eine Klärgrube, es gibt tatsächlich eine Klärschlammverordnung.

Wahnsinn. Und das Geld. Es ist verrückt.

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Der Filtergraben wurde ausgehoben und modelliert. Alfred, der beste Nachbar der Welt, mit seinem liebsten Spielzeug.

 

Irgendwann rollten dann die Bagger und der neue, alte Teich nahm erste Gestalt an. Einige Bäume rund um den Teich hatten wir stehen gelassen und anschließend festgestellt: Sie müssen ebenfalls weichen. Nachdem wir gefühlt 500 Ketten der Motorsägen verschlissen hatten, nahm ich nun hier auch das Lohnunternehmen in die Pflicht. Es ist unglaublich mit welcher Geschwindigkeit die Bäume in kleine Portionen zerlegt auf dem angrenzenden Weideland lagen. Vermutlich waren es 5 große Bäume pro Stunde, 4 Stunden war der Bagger ab kneifen und kappen. Dann war der Teich frei.

Natürlich graute mir schon vor der Wiederherstellung der zerstörten Flächen. Schließlich waren sie hoch verdichtet, Wurzeln und eingefahrene Äste mussten raus. Der Boden aufbereitet werden. Und Gehölze und Pflanzen erworben werden. Und leider fliegen die ja auch nicht in die sich selbst öffnende Erde. Aussuchen, aufladen, transportieren, abladen, an die richtige Stelle auf dem Grundstück bringen, aufgraben, Torfen, pflanzen, drehen, schieben, kippen. Gießen, gießen, gießen. 41 Rhododendren sollten einige Lücken in den großen Verbänden des Bestands und auch in teilen am Teich gesetzt werden. 9 Stück waren sehr große Exemplare, ca. 2m hoch und ähnlich im Durchmesser. Damit schlossen wir Stellen, welche durch die Zufahrtmöglichkeit des Baggers entstanden sind oder aber Plätze, welche durch eingegangene Vorgänger frei waren. Ich hatte ja keine Ahnung welch große Wurzelballen derartige Rhododendren haben. Irgendwann waren alle gepflanzt. Auch einige Solitärgehölze und Sträucher, ich schätze 30 Stück, fanden noch ihren Platz.

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Rhododendren wurden bei der Baumschule abgeholt. Oft waren es kleine Betriebe mit nicht ausreichend großen Fahrzeugen für die Lieferung. Alfred und sein alter Deuttz leisteten endlose Dienste.

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Unser Hof vor dem Haus glich oft einem Baustoffhandel. Stein- und Recyclingberge, zig Paletten mit Mörtel, Holz oder anderem Baumaterial lagerten ständig dort. Ich habe mich oft gefragt, wie das bei einem nicht vorhandenem Vorhof funktionieren soll.

 

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Die Beeteinfassungen aus rot eingefärbtem Betonstein mussten als erstes gegen Granit ersetzt werden.

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Bäume mussten raus, die grüne Wand sollte dem Horizont weichen.

 

Auch legten wir ein paar hundert Meter gepflasterte Wege an, die Betonplatten muss weg und es fehlten befestigte Verbindungen. Meine Frau wünschte sich immer eine Sauna. Was hilfts. Happy Wife, easy Life. Also benötigten wir noch einen gepflasterten Platz für die Sauna. Der Starkstrom musste verlegt werden und einige hundert Meter Leitung für die Beleuchtung des Grundstücks. Es war genug zu tun. Ausserdem bauten wir Gartenhaus Nr. 2 und Nr. 3. Und Nr. 4, was dann zur Sauna ausgebaut und möbliert wurde. Im Zuge der Verwüstung konnte dann auch gleich der Filtergraben für die Teichwasserverbesserung ausgehoben werden. Wie oft wir wohl den Minibagger geliehen haben. 2016 würde ich mal auf 10 Leihaktionen tippen. Und natürlich musste anschliessend der Rasen wieder hergestellt werden. 2016 war lang und es fing an mir Freude zu machen da so langsam ein Plan entstand. Auch wenn ich von Stauden noch keinen Schimmer hatte.

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Wege und Lichtleitungen wurden hergestellt und verlegt.

Allerdings gab es erste Erfahrungen mit Stauden, und das waren Schlüsselerlebnisse.

Wir fuhren wie die meißten Gartenbesitzer wohl auch in eine der ansässigen Verkaufsgärtnerei. Vor der neu gebauten Terrasse gab es ein Beet. Vom Vorbesitzer angelegt und Gierschfreundlich ungepflegt. Ich weiß noch wie ich zu unserem Baumschüler sagte, Giersch habe ich noch nicht im Garten. Heute verstehe ich sein freundliches Lächeln besser. Natürlich hatten wir Giersch. In Massen.

Zurück zur ersten Staudenerfahrung. Stauden waren damals umgangssprachlich Pflanzen. Wir wollten Pflanzen kaufen und sie also ins Gierschbeet setzen. Aber welche?

Klar, die besonders schönen natürlich, wir wollten ja ein schönes Beet und dafür benötigt man, man könnte es erraten, schöne Blumen. Ich weiß nicht mehr alle Arten und Sorten, aber es waren solche Dinge wie Meconopsis betonicifolia und Delphinium elatum „Morgenduft“.

Natürlich war der Scheinmohn sofort tot, Delphinium hat sich noch über das Jahr geschleppt bevor es zu seinen Vorgängern emporgestiegen ist. RIP.

Und genau dieses Ereignis machte mich zu dem Gartennerd welcher ich heute bin. Wieso stirbt das Teil? Ich habe es doch gegossen. Dünger gab`s dann auch noch um die letzte mir möglich erscheinende Möglichkeit nicht unversucht zu lassen. Es half nichts, ich musste wissen weshalb es nicht hat sein sollen.

Auch hatte ich in diesem Jahr den ersten Kontakt zu Onlineversandgärtnereien. So bestellten wir bei Gräfin von Zeppelin einige weitere Blumen nach einem gemalten Bild auf der Homepage des Versandhändlers, welches uns veranschaulichen sollte wie die Pflanzung einmal aussehen wird. Ich stellte bei der Zusammenstellung meiner Bestellung fest, dass die immer wieder genannten Eigenschaften der Pflanzen sich deutlich von einander unterschieden. Also hatte dies ja irgendwas zu bedeuten. Und siehe da, es dämmerte mir.

Ich bestellte also dem Standort des Beets entsprechend einige Stauden. Klassiker wie Iris barbata und Schönastern, ich denke es ist Kalimeris incisa „Madiva“, ich habe sie heute noch. Gemerkt? Sie hat überlebt.

Auf diese Miss- und Erfolge baute sich mein Enthusiasmus auf. Das Handbuch von Gräfin von Zeppelin verschlang ich im kommenden Winter. Und viele, viele Bücher .

Vielleicht habe ich irgendwann mal Lust meine Lieblingsbücher zu nennen, da ich oft gefragt werde welche Bücher waren besonders hilfreich, welche hättest du Dir gerne gespart. Mal sehen wie lange der nächste Winter wird.

 

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Frühjahr 2016, die neu gesetzten Rhododendren im Vordergrund, ein um den Teich führender Weg aus Straßenbauvlies und Hackschnitzeln.

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Die Pflasterarbeiten sind weitestgehend abgeschlossen, die ersten Hosta ziehen in die Kübel ein.

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Erste Erfahrungen mit Stauden & Co. Das Primelbeet ist Leider im Winter 2017/2018 nachdem es sich bestens entwickelt hatte vollständig einem Bisambefall zum Opfer gefallen.

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Das erste Staudenbeet seitlich des Hauses gibt es heute noch. Damals mein erstes Beet ohne Pflanzen aus dem Altbestand, Gierschfrei und Schachtelhalm verseucht. Man kann eben nicht alles haben. Die Steinwand war mein ganzer Stolz, die Einfassung aus Findlingsgeröll war eine erste Erfahrung im Umgang mit Einfassungen. Im Hintergrund Hostahybriden vor dem Buxus.

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Der gepflasterte Platz für die Sauna ist fertig. Rhododendren aus teilweise älterem Bestand ergänzt mit Neuen.

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Der Wall oder Sarg aus Findlingsgeröll war damals der Versuch eine kleine Steingartensituation zu schaffen. Er wird im kommenden Jahr entfernt. Lehrgeld. Der frisch ausgebrachte Rasen ist noch lückenhaft. Im Hintergrund erkannt man noch einige ältere Bäume welche heute nicht mehr bestehen.

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Meine erste Iris Barbata, auch sie gibt es heute noch.

Der Winter 2016/2017 änderte alles. Ich plante meine erste Pflanzung und den Bachlauf vor dem Filtergraben. Auch dazu lass ich alles was zu haben war. Also alles zum Pflastern und Vorbereitungen und Unterbau dafür, zum Thema Teichbiologie und deren Zusammenhänge, Sauerstoffversorgung, Nährstoffe etc.

Einige Bücher zum Thema Pflanzsubstrat und Kompost, Nährstoffversorgung, Wasserspeicherfähigkeiten, PH-Wert Zusammenhänge. Eher schwierige Kost, oft ermüdend und dennoch profitiere ich davon heute sehr.

Die hälfte der Bücher im Winter befassten sich mit den Basics und den Zusammenhängen, weniger mit den Eigenschaften der Stauden und deren Vergesellschaftung. Aber auch schon einige derartige Exemplare waren dabei.

Ich erwarb einige Bücher aus der Lehre des Garten- und Landschaftsbaus und Ausbildungsliteratur der Baumschulpraxis  und Staudengärtnerausbildung. Eigentlich alles was ich irgendwie zum Hintergrund bekommen konnte. Ich hatte mir vorgenommen unbedingt die Zusammenhänge zu verstehen. Es klappte. Auch wenn ich heute noch stetig dazulerne. Gut das es so ist.

Immer wenn ich ein Buch zur Hand hatte, lag in Reichweite Papier und Schreiber. Ich notierte mir immer Begriffe welche ich nicht kannte aber vor allem die lateinischen Namen aller Stauden, insbesondere derer die ich nicht kannte. Und ich kannte ja Anfangs nicht sehr viele. Ich habe die Zettel irgendwann abgeheftet, es sind endlos viele.

Nachdem ich die Namen geschrieben hatte konnte ich sie mir oft besser merken, kennt jeder aus der Ausbildungsphase des Lebens. Hinzu kommt, dass ich eine enorme Namensschwäche habe. Manchmal stehe ich noch heute vor meinen Lieblingsstauden und grüble wie denn noch gleich der Name war. Oft dauert es einen halben Tag, dann erscheint mir die Fee mit dem Namen erneut. Die Notizen wurde alle sorgfältig nachgelesen. Wenn ich eine Staude als besonders interessant empfand las ich mich durch das gesamte Sortiment und die Art, was zu neuen Zetteln führte.

Naja, ich weiß schon dass ich nicht alle Latten am Zaun habe, aber es half mir und hat mich einfach interessiert. Und das Interesse hat kein bisschen nachgelassen. Auch heute noch notiere ich mir alles mögliche, mittlerweile trage ich ein Notizbuch mit mir rum, notiere dies und das und jenes.

Das kann ich jedem nur empfehlen, auch wenn es oft nervt es mit sich rumzuschleppen. Man vergisst es. Wie hieß die Pflanze in dem und diesem Garten noch? Logo, streberhaft notiert kann ich es nachlesen und sie gegebenenfalls in die nächste Pflanzgesellschaft mit einbeziehen.

2016 ging dem Ende zu. Es wurden sicher noch viele weitere Dinge auf dem Grundstück getan, es gab immer etwas. Gefühlt müssen es tausende Feuer gewesen sein, hunderte von Schubkarrenbewegungen und endlose Spatenstiche. Der Winter kam und der Garten fiel in die Ruhe. Und ich auch.

 

One comment on “Die ersten Stauden oder das erste Staunen 2016

  1. Respekt! Ein wunderschöner Garten. Die Lehrzeit hat sich gelohnt!

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