Nachdem ich die Winterzeit für meine Wissenerweiterung nutzte startete das Jahr 2017 im Garten Mitte Januar. Es waren noch 3-4 Bäume zu entfernen und die Vorbereitung für die erste größere Pflanzung der wallartigen Einfassung um unseren Teich, der Bereich zwischen Teich und äußerem Entwässerungsgraben welcher sich auf der Grundstücksgrenze befand, sollte starten.
Ich wollte einen etwa 220qm großen Bereich aufpflanzen. Zuvor musste der starke Bewuchs mit Lamium galeobdolon, sie hatte sich über 30 Jahre hier breit machen dürfen, entfernt werden.
Die erste größere Fläche nach der Pflanzung, die einzelnen Stauden hier aufzuführen wäre Suizid.
Der Boden wurde mit Kompost und grobem Sand aufgebessert.
Einseitig vom Weg befindet sich die Böschung zum Teich. Diese Seite erwies sich als schwieriger. Im Winter sehr feucht, im Sommer sehr trocken.
Im Hintergrund die bereits Ende 2016 fertiggestellte Sauna.
Gräser und Stauden habe ich im Verhältnis 40:60 verwendet. Ich liebe die Wirkung von Gräsern, die Natur macht es uns überall vor, Gräser gehören für mich zwingend in jede Staudenpflanzung.
Auch größere Flächen von Hedera Helix mussten raus. Der gesamte Bereich wurde aufgrund des hohen Kleie- und Torfanteils noch aufbereitet. Ein großer Kipper, also etwa 20cbm Kompost und etwa 7 Tonnen grober Sand wurden auf den Flächen verteilt und etwa 40cm tief untergehoben. Danach durfte der Frost den Rest erledigen und den Boden lockern. Im April setzte ich die ersten der rund 500 Stauden und Gräser. Auch wenn Besucher die Pflanzung immer als gelungen beschreiben, würde ich aus heutiger Sicht vieles anders machen. Irgendwann gibt es sicherlich eine Neuanlage, es soll ja nicht langweilig werden.
Es war zauberhaft zu beobachten wie sich die Jungpflanzen entwickelten. Der morgige Kaffee wurde immer beim Schlendern um den Teich genossen. Auch die Entwicklung des Teiches war stetig spannend. Und bis in den Sommer hatten wir das Froschorchester direkt vor uns.
Keine der Stauden hatte ich zuvor gepflanzt, kannte sie jedoch aus der Literatur und besichtigten Gärten. Wenn auch die Sorten nicht immer identisch waren. Diese Pflanzung war sicher eine der lehrreichsten.
Erstmals sah ich innerhalb einer Pflanzung standortgeschuldete Unterschiede gleicher Arten und Sorten. Auch das Thema der zu satten Versorgung mit Nährstoffen wurde recht schnell sichtbar. Alles war spannend und Ursachen für verschiedenste Auffälligkeiten recherchiert.
Die Pflanzung Ende Juni 2017, die Pflanzen haben sich bestens entwickelt, die tägliche Kaffeeroute am morgen.
Im Verlauf des Julis und August kommt die Pflanzung mit in die prächtigste Phase.
Die Pflanzung besteht jetzt seit etwa 5 Monaten. Das explosive Wachstum fasziniert mich immer wieder.
Die Teichrandfläche vor der Sauna mit Hemerocallis i.S. , Lythrum salicaria, Veronicastrum virginicum etc. (Pflanzung ca. 6 Monate alt).
Einige Bereiche habe ich mit Absicht der Natur überlassen. Auch wenn ich etwas besorgt über die Ausbreitungsgeschwindigkeit der wilden Gräser und Schilfe war, würde ich es wieder so machen. Es wird nur 1-2mal im Jahr etwas korrigiert, damit etwas konkurrenzschwäche Pflanzen ein Chance haben das Bild zu ergänzen.
Ich versuche viele Bereiche im Garten möglichst naturnah zu gestalten, gerne zufällig und wild wirkend. English Borders wird es auch in Zukunft bei uns nicht geben.
Aber Bier und Schnaps. Und Bier.
Dennoch sieht natürlich jedes Beet der Welt, sei es noch so gut zusammengestellt, nicht natürlich aus. Erst recht nicht wenn man auf fette Farben steht, so wie ich.
Einer meiner Staudenlieferanten, Die Gärtnerei am Arboretum in Ellerhoop Heiko Müller, wurde bis zum Anschlag mit Fragen und Anrufen, Fotos und Büchern genervt. In diesem Jahr machte es fast täglich klick im Kopf, ich verstand immer mehr die Gesamtzusammenhänge, das Thema der Vergesellschaftung und die Eigenarten von Sorten und Arten der gepflanzten Stauden. Zu eng, zu weit? Zu nass, zu trocken?
Auch habe ich schnell gelernt das die beschriebenen Eigenschaften der jeweiligen Stauden hinsichtlich deren Bedürfnisse nicht immer so stimmen. So konnte ich feststellen, das eher für den Halbschatten geeignete Stauden durchaus in voller Sonne gedeihen, wenn zum Beispiel die Feuchte stimmt. Größenangaben sind abhängig vom Standort und maßgeblich von den zur Verfügung gestellten Nährstoffen und Wasser.
Alles Dinge, welche man erst einmal lernen muss. Diese Erkenntnis stützt mich bis heute bei meiner Entscheidung einfach mal etwas auszuprobieren. Auch versuche ich immer viel über deren Naturstandort zu erfahren. Wie und wo ist diese Art beheimatet, mit welchen Partnern vergesellschaftet etc. Welche Kleinklima bringt der Naturstandort mit? Woher kommt die Saat würde ich heute noch ergänzen. Aus Saat gezogen oder durch Teilung vermehrt? Auch diesen Unterschiede spielen, wenn auch nicht immer vordergründig, im Hinterkopf ihre Rolle.
Vieles ist Ermessenssache, Stil ist streitbar und jeder muss seinen eigen finden. Ich bin nach wie vor sehr glücklich über die beschriebene Pflanzung, auch wenn ich wie gesagt heute einiges anders machen würde. Bisher hat sich auch keine der Stauden verabschiedet. Ich danke ihnen dafür, allerdings spreche ich noch nicht mit ihnen. Ich hoffe, dass das nicht noch folgt und ich völlig abdrehe. Wir werden sehen.
Auch neben der größeren Pflanzung wurden hier und da Stauden in kleinerer Anzahl gepflanzt. Ergänzend im Bereich Teichrand sowie entlang der Wege.
Der Geräteschuppen entstand bereits 2016, die Böschung und die Einfassung in Granit mit der Kiesschüttung entstand Ende 2016. Die Kiesschüttung wurde Anfang 2017 gegen eine Naturpflasterfläche ausgetauscht.
Die Randbepflanzung des Weges sowie der daran angrenzende Schattengarten unter der Rotbuche wurden neu angelegt.
Der Böschung des Filtergrabens wurde mit Lonicera pileata befestigt, der obere, etwas streng wirkende Abschluss zur Rasenfläche mit Bistorta officinalis ssp. officinalis (Polygonum bistorta) und Polygonum bistorta ‚Superbum‘ bepflanzt.
Die Auslese der heimischen Art hat klar ihre Berechtigung. Sie ist etwas zahmer und hat deutlich größere Blüten. Ich habe noch einige weitere Sorten ausprobiert. Superbum ist mein persönlcher Favorit, bei einigen Sorten stellt sich mir immer wieder die Frage nach dem Mehrwert gegenüber dem bereits vorhandenem Sortiment. Für mich nicht immer nachvollziehbar.
Der Filtergraben selbst ist bereits gut zugewachsen, die Sumpf- und Wasserpflanzen haben sie stark ausgebreitet und der Filtereffekt funktioniert bereits ganz gut.
Ich legte auch einen Schattengarten unterhalb unserer Rotbuche an. Dieser wurde auch Ende 2017 noch ergänzt. Die Vorbereitung des Substrats wurde hier ähnlich aufwendig vor der Pflanzung hergestellt. Nach dem Roden der Fläche wurde viel humushaltiges Substrat und Lehmanteile eingearbeitet, organische Dünger sollten den Jungpflanzen zusätzlich den Start erleichtern.
Ein Teil des Waldgartens vor der Pflanzung, die Stauden und Gräser stehen bereits.
Ich habe mich für klassische Wald- und Schattenstauden entschieden, bewußt Spezialitäten mit „sind nicht ganz einfach Faktor“ weggelassen. Ein Raritätengarten wollte ich nie, auch nicht eine Art Schildersammlung, ist gar nicht meine Welt wenn ein Garten vor Schildern kaum noch Blühten sieht.
Unter anderem wurde gepflanzt: Pulmonaria i.S, Hosta i.S., Dicentra i.S., verschiedene Geraniumsorten, Cimicifuga simlex i.S., schattenverträgliche Gräser, verschiedene aber reichlich Geophyten für das Frühjahr. Es sind zu viele Sie hier alle aufzuführen.
Hier und da sind mittlerweile einige Stauden wie Jeffersonia diphylla, Sanguinaria canadensis, Kirengeshoma palmata etc. eingezogen. Sie sind nicht besonders komliziert und anspruchsvoll, aber wunderschön und meiner Meinung nach noch viel zu unbekannt.
Die neue Waldpflanzung Ende Mai, die Rotbuche ist gerade erst am austreiben. Hier und da benutze ich Schmuckgitter um beliebte Abkürzungen meiner Hunde zu unterbrechen. Ab und an auch mit Erfolg.
Und im weiteren verlauf des Pflanzjahres.