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Giftige Pflanzen und die Lütten

Der Pflicht eines gut vorbereiteten Vaters nachkommend besuchte ich zumindest den ersten Abend eines zweitägigen Erste Hilfe Kurses für Neugeborene. Natürlich traf ich sie hier, die Käseglockenmutter. Das Neugeborene in 13 Packungen Kosmetikwatte gebettet, die Videoüberwachung am Maxi-Cosi war nicht zu übersehen. Sicherlich hatten sich die Damen aus genannter Kategorie auch Feuermelder in Ihren Volvo Kombi installieren lassen, das Handschuhfach glich einer Apotheke und der Bluetooth-Knopf im Ohr gab in regelmäßigen Abständen die Körpertemperatur der armen kleinen Würstchen zum Besten. Ich dachte kurz an die kommenden 20 Jahre dieser bemitleidenswerten Kreaturen. Ob die Lütten wohl mal Sand kosten dürfen? Blumenerde? Gedüngt? Rasen verspeisen oder ein Stück Herbstlaub lutschen?

Ich denke nicht, Big Brother war stetig zugegen. Alle 30 Sekunden Puls Kontrolle, ein Alarmsignal fest auf die Stirn der Lütten fixiert, warnte Mutter und Kind. Mein vorhandenes Mitleid reichte nicht aus um dem Empfundenem Genüge zu tun.

Wie gut, dass das nicht mein Problem war. Aber der Lütte konnte nichts für das Mutterding.

Es gab ein Thema was mich als Kükenpapa tatsächlich aufhorchen ließ: Giftpflanzen.

Wie hoch ist denn nun die Wahrscheinlichkeit, dass der Kleine….

Manche Mütter waren der Meinung, dass der Verzehr von Rasen unweigerlich zum Tod der Kleinen führen wird. Auch wegen der nuklear belasteten Bakterien auf und unter dem Rasen. Ich wünsche dem zugehörigem Ehemann eine unkomplizierte Scheidung, das Sorgerecht und eine neue, brauchbare Mutter.

Derartige Bedenken bekam ich auch über unsere Tagesmutter mit.

Ein neuer Bub sollte sich eingewöhnen. Normalerweise läuft das dann so ab dass Mutter und Kind ein- bis zweimal bei der Tagesmutter vorbeischauen. Nicht den ganzen Tag, vielleicht eine halbe Stunde. Die Tagesmutter nahm sich den Lütten und setze ihn auf den Rasen, damit er Funkkontakt mit der ihm umgebenden Welt aufnehmen kann. Das hätte sie wohl besser sein gelassen.

Hätte die leibliche Mutter einen 357er Colt greifen können, müssten wir uns jetzt eine neue Tagesmutter suchen. Auf den Rasen? Direktkontakt? Zur Umwelt? Um Gottes Willen.

Hoffentlich wird dieses Kind jemals einen öffentlichen Spielplatz erreichen, schwimmen gehen dürfen und, Jesus Maria, eine öffentliche Toilette besuchen? Und der Mutter wünsche ich aus tiefster Seele sich rechtzeitig bei den zur Zeit schwer erreichbaren Psychologen anzumelden.

Die Erfolgsaussichten sind allerdings gering. Meine Frau ist Psychotherapeutin, ihrer Aussage nach sind derartige, tief verankerte Ängste schwer zu therapieren.

Zurück zum Erste Hilfe Kurs. Tatsächlich haben wir uns auch auf anraten der Dozentin ein Kohlepulver zugelegt, falls er dann doch mal Blödsinn macht. Aber giftige Pflanzen?

Ich stelle mir das so vor: Mama und Lütt sind im Garten unterwegs. Plötzlich stirbt die Mutter, vom Blitz erschlagen. Die Sonne scheint. Der Kleine ist nun unbeaufsichtigt.

Eine andere Situation in der er das ist kann ich mir kaum vorstellen, nicht bei der Mutter.

Sie krümmt sich also im Angesicht des Todes worauf er, er hat es zuvor geplant, mit einem 17 Meter Hechtsprung direkt an die Knolle des Aconitum springt und auch direkt das Ding verspeist. Kurz daurauf, die Knolle ist bereits verschlungen, hechtet er weiter zum Veratrum (er weiß, er hat noch etwa 10 Minuten zu leben), verschlingt diesen. Auf dem Weg dorthin hat er noch kurz die Aufpflanzung der Colchicumkolonie verputzt um dann das Dessert, ein Mus aus zerstoßenen Taxus baccata Früchten, im Tiefkühler anzufrosten. Der Lütte liebt Eis. Am liebsten mit einem Hauch vom Daphne mezereum.

Er lutscht es sich also rein und wird unweigerlich sterben.

R.I.P.

Meine Meinung zum Beitragsthema ist damit geklärt.

Und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind tatsächlich die giftigen Bestandteile der Pflanzen im Garten vernascht ist so gering, dass es tatsächlich uninteressant ist. Eine kluge und liebevolle Betreuung und Aufklärung vorausgesetzt.

Die dozierende Hebamme sagte an diesem Abend dass weniger als 0,5 Prozent aller mit Vergiftungserscheinungen eingelieferten Kleinkinder giftige Pflanzen aus dem Garten oder dem öffentlichen Grün verspeist haben. Wenn das so stimmt, sollten die Lütten niemals Fahrradfahren lernen. Den die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind beim Radfahren durch den Verkehr getötet wird ist um ein zigfaches höher. Die meisten trinken die modern gewordene Sakrotanflasche neben dem Waschtisch oder schlucken die lustig aussehen Tabletten gegen Bluthochdruck des Vaters. Und während der heute üblichen Fahrradprüfung erschießt der wütende Nachbar die gesamte Klasse. Mutti, es tut mir so leid für den Lütten.

Aconitum wird jetzt im Abo monatlich gepflanzt. Im Spar-Abo werde ich mir dann noch Veratrum dazu wählen.

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Aconitum carmichaelii „Arendsii“ ist für mich eine der wichtigsten und imposantesten Herbstblüher, unverzichtbar im Garten der Neugeborenen. Er kann tödlich sein, aber trinken wir auch Benzin?

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