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Herbizide und Pflanzenschutz

Ein schwieriges Thema wie ich finde.

Oft wird darüber hinweggeschwiegen, es elegant umgangen. Fangen wir bei der Kultur der Pflanzen an. Pflanzenkulturen sollen im Sinne des Endkunden preiswert sein, dass hat auch etwas mit dem Herstellungsaufwand zu tun. In vielen besichtigten Gärtnereien kommt Herbizid zum Einsatz.

Seit einigen Jahren gibt es nun „Biostauden“ und „Biogeophyten“. Zeitgemäß, findet ihr nicht? Haben wir bald eine Klassifizierung ähnlich unserer Lebensmittel? Die Demeter Heliopsis? Das Bio Geranium aus regionalem Anbau?

Ich muss zugeben, es gibt diese Leute in der Stadt (und auch vermehrt auf dem Land) die hier sofort zuschlagen würden. Junge Hipsterfamilien. Total im Trend und vorbildlich lebend.

„Guck mal Schatz, wir nehmen die Bio.“

„Kannst Du mir noch Monarda fistulosa „Prärienacht“ mitbringen, Schatz? Aber nur wenn Sie die von Demeter haben!“

Na klar. Und morgen fange ich an die Hosta in den Schlaf zu singen. Diese Bio Siegel Lüge ist die absolute Bombe. Wäre es nicht so ernst, wäre ich längst am Lachflash verstorben.

Ich unterhielt mich kürzlich mit einem Kunden. Dies und Das wurde beschnackt. Na klar, wie kann es anders sein, ein Großstädter. Ein Gebildeter am Puls der Zeit, immer vorne dabei. Als wir über Bio Gemüse sprachen sagte ich zu ihm, das auch die Bio Produkte unter anderem mit Kupfer gegen Pilzerkrankungen gespritzt werden. Ein Schwermetall. Nur ein Beispiel aus dem Arsenal der zugelassenen Pflanzenschutzmittel im BIO Segment.

Er musste sich erstmal hinsetzen. Ihm dämmerte, das er komplett auf den BIO Quatsch reingefallen ist. Er hatte davon noch nicht gehört. Ein durchaus belesener und weltoffener Typ verfüttert schwermetallbelastetes Gemüse und Obst an seine 3 Lütten und wusste es nicht. Wie kann das angehen? Und die zusätzliche Gewinnspanne der Händler hat natürlich seine Berechtigung, schließlich geht’s wie so oft um den Maximalprofit.

Ich verwette mein Jahresgehalt darauf, dass es unglaublich vielen Anderen auch so geht.

Ich kenne Landwirte die mit BIO Futter ihre Tiere füttern weil sie es mittlerweile günstiger einkaufen können als konventionelles Futter. Aber das BIO Syndikat um eine Zulassung anflehen, viel Geld rauswerfen für diese Lüge? Nein, sie verzichten.

Wo bleibt die Aufklärung?

Wenn aber ein Gärtner mit einem Herbizid arbeitet, sprechen wir über die Schande. „Wie kann er nur.“

Und wie kann der Gemüseproduzent? Wird ja nichts schlimmes sein, ist doch BIO!

Natürlich frühstücken wir nicht gern „Round Up Müsli“ oder „Monsantellabrot.“

Seit vielen Jahren wird in der konventionellen Landwirtschaft Glyphosat zur Abtrocknung des zu erntenden Getreides eingesetzt. Die noch stehenden Ähren werden totgespritzt, damit sie bereits anfangen ihre Restfeuchte zu verlieren. Wasser können sie ja ab diesem Zeitpunkt nicht mehr aufnehmen und Restfeuchte ist schlecht für den zu erwartenden Erlös. Das ist ein Beispiel für Schande. Und warum? Weil Masse nur mit solchen Methoden entstehen und wirtschaftlich hergestellt werden kann. Und warum muss das so?

Weil die Honks alle im Discounter stehen und sich über das teurer gewordene Brot, die Butter und die Milch beschweren. Schnitzel fürn Euro? Denk mal drüber nach.

Über frische BIO Milch, länger haltbar, hab ich keine Lust zu schreiben, aber auch das wäre eine prima Vorlage. Ich habe letztens eine BIO Milch in einer Kunststoffverpackung, 0,1%Fett, länger haltbar aus dem tiefsten Bayern bei uns im Kühlregal entdeckt. Was ist dass denn?

Ich nutzte sie also auch, die Schande. Mit Bedacht, selten und nicht um jeden fremdwirkenden Halm abzuschießen. Nein, aber es kommt vor. Kein Round Up aber selektive Herbizide zum Beispiel gegen die Ackerwinde. Mit Pinsel und Gifteimer verbringe ich schon mal einige Zeit im Garten und male die Winde an. Blatt für Blatt. Malen nach Zahlen kommt dem sehr nah. Sisiphos wäre ein Fan gewesen.

Ich wüsste nicht wie ich sonst dagegen angehen könnte. Ausgraben? Klar!

Ich hab es immer bei Neuanlagen der Beete versucht. Aber ein klitzekleines Stückchen Wurzelrhizom bleibt immer irgendwo versteckt. Was dann kommt ist jedem Gartenliebhaber der die Winde einmal hatte bekannt.

Ich könnte sie auch jeden 2. Tag mechanisch entfernen, wenn ich mein Unternehmen aufgebe, mich von sonst allen Pflichten befreie und 16 Stunden am Tag im Garten verbringe.

Moment, ich denke nochmal drüber nach…

Nö.

Die rümpfende Gutmenschdame zieht empört ab, fährt nach Hause duscht sich mit Mikroplastik und Mineralölauszügen, MOSH, MOAH und Co. erstmal glücklich. Erfrischend, und wie das duftet. Auf der Packung ist ein Pfirsich zu sehen. Es ist erstaunlich: Sie ist der festen Überzeugung dass sie in Pfirsichen badet, schließlich kann sie dass auch an der pfirsichfarbenen Färbung des Gels erkennen. Vegan versteht sich.

Danach cremt Sie sich mit Vaseline oder Paraffinhaltiger Lotion satt ein und beißt dann  in Ihren BIO Apfel,  ist rundum mit sich zufrieden. Hat sich ja nichts vorzuwerfen, die Gute. Auf dem Obstetikett steht Braeburn – New Zealand. Na und?

Morgen kommt die Gemüsekiste vom BIO Bauernhof. Sie isst ja BIO, alles in Butter. Die Großstadtnixe. Die hat`s schon drauf. Ein besserer Mensch.Vom zu Mikroplastik zersetzten Abrieb Ihrer Autoreifen auf dem Weg nach Hause ganz zu schweigen, ein SUV sollte es schon sein, den braucht man für die 800Meter von der Stadtwohnung zur KITA, der muss dann aber von Demeter sein, der SUV. Porsche Cayenne Turbo S Demeter. Was es nicht alles gibt.

Abends noch nett Sushi verschluckt. Am Tresen der Sushibar prangt das MSC Siegel. Alles richtig gemacht. Peng. Zu hause zurück wird erstmal ein kräftiger Schluck Wasser aus Ihrer Kunststoff-Mehrwegflasche geschlürft. Glasflaschen sind ihr ein wenig zu schwer, Schwielen an den Händen wären die Folge, von Bioland. Und der Kunststoff ist ja Mehrweg, also BIO. Wenn nicht sogar Demeter.

Von Massentierhaltung ist so sowas von weit entfernt, daher trinkt sie Sojamilch. Wer hat ihr bloß das Gehirn gestohlen?

Stadtmenschen sind mit diesen sensiblen Themen so leicht zu verarschen, warum ist das so? Vielleicht liegt es am Feinstaub der Stadt, bewirkt er etwa einen rauschähnlichen Zustand? Hauptsache BIO. Und ahnungslos. Und ein besserer Mensch.

Ich wette im Vorgarten gibt ein Kiesbeet mit Zierkies aus Vietnam, das Kopfsteinpflaster kommt aus Indien, das Hirn vermutlich aus der Hölle. Man hat doch alles in der Stadt, wie schön. Der CO2 Abdruckt ist ohne weitere Betrachtung schon so groß wie Schleswig Holstein. Aber Glyphosat? Bloß nicht. Die Schande.

Ich stelle mir vor wie wohl der nächste Hipstertrend aussehen mag. Werden die Städter nun alle zu Frutariern? Noch nicht gehört? Goggelt mal.

„Veganer Frutarier mit Glyphosat erwischt“ wären die Schlagzeilen des 22.Jahrhunderts.

 

 

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