search instagram arrow-down

Aktuelle Beiträge

Es tanzt ein Bi-ba-Bisammann

In unserm Teich herum, dideldum,
Es tanzt ein Bi-ba Bisammann
In unserm Teich herum.

Er rüttelt sich, er schüttelt sich,
Er wirft unsre Pflanzen hinter sich.
Es tanzt ein Bi-ba Bisammann
In unserm Teich herum.

Leider war es nicht annähernd so komisch. Der Bisam suchte unseren Teich heim. Leider kannte ich die Symptome nicht, vielleicht hätte ich den entstandenen Schaden etwas verkleinern können. Es ist das ernüchternste Kapitel meiner Gartenerfahrungen bisher. Sehr sehr bitter.

Es war so Mitte Januar. endlich wurde es langsam Winter, erster ernstzunehmender Frost schob sich in den Norden. Somit konnten wir mit Trecker und Co auf die Nachbarweide. Durch den endlosen Regen in 2017 war das Befahren der Weide ohne gefrorene Fläche nicht möglich, zu tief war die Wiese.

Der Trecker wäre sofort stecken geblieben, die Grasnarbe sofort zerstört. Und ich hätte einen unangenehmen Anruf des Pächters erhalten. Es war eine Weidelandfläche, Silo wurde gewonnen. Wäre die Narbe defekt, hätte es also Ärger gegeben.

Also rauf auf die Weide. Wir wollten die beim Sturm Ende 2017 in den Teich gestürzte Trauerweide bergen. Der Teich war gefroren. Mit Leitern kroch mein Freund Daniel zu den aus der Eisfläche herausragenden Weidestielen. Oberhalb des Eises wurde alles mögliche gekappt und mit dem Trecker herausgezogen. Immerhin ein wesentlicher Teil der Weideskelette. Dachte ich. Bei dieser Aktion brach ich ein, nicht in den Teich, sondern in einen Rattenbau unterhalb der Landfläche nahe der Teichböschung. Das es Ratten gibt war uns bekannt, die gibt es überall. Ich dachte nicht weiter drüber nach und verfüllte das gefundene Loch mit Muttererde.

IMG_839020161129_075408

Da war die Welt noch in Ordnung. Trauerweide steht noch, die Böschung ist noch intakt. 

Zu ähnlichem Zeitpunkt fiel mir auf, dass die normalerweise den Winter über stehengebliebenen Stiele des Rohrkolbens, Typha latifolia, abgeknickt waren und im Wasser bzw im Eis lagen. Wird schon einen Grund geben dachte ich, Ich sollte Recht behalten.

IMG_8624

Im Hintergrund kann man die kleine Gesellschaft an Typha latifolia kurz nach der Pflanzung erkennen. Die im Vordergrund befindlichen Blütenstände von Butomus umbellatus haben sich mittlerweile über die gesamten Uferbereiche verteilt. Sie vermehrt sich gut ohne lästig zu werden. 

Nachdem das Eis verschwunden war unternahmen wir so etwa Anfang/Mitte April den Versuch, die unterwasserbefindlichen Teile der Trauerweide zu bergen. Sie hatte sich metertief in den schlammigen Boden gerammt. Ein Wahnsinnsakt! Wir benötigten 2 Trecker und Stahlseile.

Während der Bergung bekamen wir Besuch, im Wasser schwammen direkt vor uns 2 Ratten. Das war nicht weiter spannend, kannte ich schon, aber diese hier waren größer, deutlich größer. Und dann tauchten sie ab. In diesem Moment hab auch ich es dann verstanden: Bisamratten. Und ich wusste bereits, dass das kein gutes Zeichen war. Ich wusste um deren schlechten Ruf. Ich hab mal während meiner Recherchen gelesen, das diese kleinen Plagegeister bis zu einem Kubikmeter Erde am Tag bewegen können. Das muss einem Angst machen.

Ich kontaktierte als erstes die Bauern, wer kannte das Problem, wie werde ich die Biester los? Käfigfallen wurden mir angeboten. Ich beschloss einen Spezialisten hinzuzuziehen, einen auf Bisamratten spezialisierten Fallensteller. Er kam, sah, und kostete Geld.

20160828_123008

Aponogeton distachyos hat wohl eine der schönsten Blüten zumindest in unserem Teich.

20160828_123848

Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme waren an vielen Stellen noch die imposanten Blätter von Thalia dealbata zu entdecken. Hier gut im Vordergrund zu sehen. 

20160828_123242

Die Blütenstände von Thalia dealbata sind eher unauffällig. Hat man sie entdeckt, will man seinen Blick gar nicht mehr abwenden. Sehr interessante Pflanze für den Teich. Man sollte sie nicht zu flach pflanzen, damit sie den Winter übersteht.

Es war mittlerweile Mitte April, die Gräser schossen bereits deutlich aus. Er sagte mir gleich zu Anfang, dass die Erfolgsaussichten zu dieser Zeit eine Bisamratte mit Ködern in Fallen zu locken schwierig seien. Schließlich hatte die Natur mit ihrem frischen Gras bereits für ausreichend Nahrungsnachschub gesorgt. War mir egal, also stellte er 4 oder 6 Schlagfallen auf. Ein Tier sollten wir so erledigen, mehr war nicht mehr drin.

Bei den Pilgerrunden zur Kontrolle der Fallen stellte ich immer mehr fest, wie groß der Schaden tatsächlich war. Ich fand ein Dutzend offene Bereiche, zusammengefallene Deckenbereiche der Bisambauten. Immer öfter sackte ich ein. Außerdem war die gesamte, umlaufende Böschung abgegraben. Verlief sie vorher gleichmäßig fallend in den Teich so gab es nun eine Abbruchkante. Etwa 20 cm hoch.

20160828_123422

Auch eine wunderschöne Pflanze für den Teich. Die Sumpfgladiole (Schizostylos coccinea).

Wo waren eigentlich die Kolonien von Thalia dealbata geblieben? Haben sie den Winter nicht überlebt, vielleicht war das der Grund dachte ich. Aber wo waren die großen Horste von Pontedaria cordata und Pontedaria lanceolata?

Der gestreifte Kalmus, Acorus calamus ‚Variegata‘, Menyanthes trifoliata, Typha angustifolia, Typha gracilis, Schizostylos coccinea, die Sagittaria Sorten? Auch Hippuris vulgaris konnte ich nicht mehr entdecken.

IMG_8629

Pontederia cordata bildet üppige Horste. Eine wunderschöne Pflanze mit viel Struktur und toller Blüte. Auch die hohe Sorte P. lanceolata ist wunderschön. Es gibt noch Sorten von P. cordata in Pink und Weiß. 

IMG_8628

Ich bin selten ein Freund von panaschierten Sorten, Acorus calamus „Variegata“ rechts vorne im Bild jedoch hat es mir angetan. Langsamwachsender Rohrkolben mit hell gestreiftem Laub. Setzt sich gut von den dunkleren Sorten ab und verhält sich entgegen der reinen Art deutlich zahmer. 

IMG_8626IMG_864120160828_12313620160828_123038

Pontederia Cordate im Vordergrund. Im Hintergrund die Blätter und die weiße Blüte von Sagittaria latifolia. Letztes hat sich sehr gut versamt, ebenso die schlanke Schwester Sagittaria graminea. Daher sind diese beiden für mich „Bisamfest“.

Es wurde immer schlimmer, immer weitere Pflanzen stellten sich als abwesend heraus. Hunderte waren gesetzt worden, der Teich umfasst immerhin rund 1000qm. Einfach wech. Abwarten dachte ich, vielleicht kommt ja noch was, es war Anfang Mai. Es kam nichts mehr. Der Bisammann hatte sich alles geholt. Um über den Winter zu kommen. Die Ratte.

IMG_8640

Auch die großen Teppiche von Hippuris vulgaris sind leider komplett verschwunden. Einen Trieb habe ich noch entdeckt. Er wird wohl einige Zeit benötigen wieder einen solchen Bestand zu bilden.

Und nu? Neu bepflanzen? Mit welcher Aussicht? Ich habe erstmal nichts gepflanzt. Denn die Ratten waren noch da. Und alle dazu befragten Personen sagten mir, die wirst du im Moor immer mal wieder haben. Das könne man nicht verhindern. Rosige Aussichten für einen üppig bepflanzten Teich dachte ich.

Ich weiß heute schon, dass ich es ja doch nicht lassen kann. Der Teich wird sicherlich erneut bepflanzt. Aber erstmal habe ich mir Schlagfallen zugelegt, beinahe so viele wie ich Pflanzen im Teich hatte. Angriffskrieg.

Im Juni kamen dann doch noch einige Grünschöpfe zurück. Gut versamende Arten wie Sagittaria graminea, Sagittaria latifolia, Alisma parviflora und Hydrocharis morsus-ranae hatten sich in guter Zahl entwickelt.

IMG_0924

Butomus umbellatus Gruppe. Die gesamte Gruppe hat sich an dieser Stelle selbst ausgesäht. Eine wunderschöne Pflanze, „Bisamsicher“, vor den sich sehr wohl fühlenden Hemerocallis Hybriden. Links Lytrum salicaria, der gewöhnliche und heimische Blutweiderich. Er versamt sich stark, bei mir war es gewollt.

IMG_0774

Butomus umbellatus Gruppe im Filtergraben. Feingliedrig stehen die Blüten auf ihren langen Stielen in Gesellschaft mit Schizostylos coccinea und Lythrum salicaria. Kleinere Kalmussorten gesellen sich dazu. Eine wie ich finde sehr naturalistische Pflanzengesellschaft. Locker dazwischen Menta citrata. Eine sich stark ausbreitende Pflanze. Hier und da wird sie radiert. 

IMG_0923

 

Was noch nicht erkennbar war, war die Tatsache, dass durch die Umwühl- und Abgrabeaktion der Ratten endlose Mengen an Nährstoffen freigesetzt wurden. Myriophyllumm spicatum konnte sich in Massen vermehren. Etwa 70% der Teichfläche waren dicht bewachsen. Wir haben es nun abgefischt, um einen erneuten Nährstoffeintrag zu vermeiden.

IMG_0775

Als kleinere und zahmere Alternative zur heimischen Art Lythrum salicaria habe ich die Sorte Lythrum salicaria „Blush“ entdeckt. Entgegen der Behauptung diese Sorte würde sich ebenfalls stark versamen verhält sie sich bei mir völlig steril, wird jedoch von Jahr zu Jahr üppiger wobei sie horstig bleibt. Ich habe sie seit 2016, bisher gab es keine Nachkommen. Ihr Farbe ist deutlich zarter, ein blasses Rosa. Daher eignet sie sich gut für nicht zu kräftiges hervorstechen in einer Uferbepflanzung. Sie benötigt jedoch Zeit um sich zu entwickeln. 

Diese Tätigkeit erhält bewusst den Namen Gartenarbeit. Das hat mit Gärtnern nichts mehr zu tun. Teich ist ein eigener kleiner Kosmos, Naturteich erst recht. Aber muss man alles mit Folie auslegen? Das halte ich persönlich für falsch. Teich ist am richtigen Standort machbar, muss aber wohl nicht dort entstehen, wo er mit Wasserresourcen permanent befüllt und am Leben gehalten werden muss.

Vermutlich wird das kommende Frühjahr genutzt, ihn neu zu bepflanzen. Warten wir es ab. In den Teichrandbepflanzungen entwickeln sich diese drei Genossen besonders gut.

Sie sind allesamt „Bisamfest“. Sie stehen sehr feucht, beinahe im Wasser. Viel Nährstoff. Da sie sich gut und kräftig entwickeln gehe ich davon aus, dass Ihnen ihr Standort gut bekommt.

IMG_0836

Thalictrum delavayi, die hohe chinesische Wiesenraute liebt feuchten, nährstoffreichen Boden. Entgegen der verbreiteten Meinung sie sei nur an hellen Standorten wirklich standfest steht sie bei mir beinahe schattig und straff aufrecht. Sie übersteht seit Jahren auch stürmische Boen, welche bei uns in Küstennähe auch häufig im Sommer in Verbindung eines Gewitters auftreten. Traumhafte Pflanze.

IMG_0925

Sanguisorba obtusa, der japanische Wiesenknopf. Er steht sehr feucht und in voller Sonne. Wunderschöne Blüte, lockeres Erscheinungsbild. Sie versamt sich bei mir mäßig, jedoch nur an sonnigen Standorten.

IMG_1000

Filipendula rubra „venusta“, die rosa Spierstaude oder Mädesüß. Auch sie ist „Bisamfest“ und entzückt mit ihren wolkenartigen Blütenständen. Die bei uns heimische Art Filipendula ulmaria blüht weiß. Sie war im vergangenen Jahr bei uns zu Besuch, ist aber wieder verschwunden. Sie wächst in unserer Gegend üppig an den Rändern der Entwässerungsgräben.

Ein Teich im Garten, vielmehr ein Naturteich, bietet ein unbeschreiblich breites Spektrum an Natur. Nicht nur die besonderen Standortmöglichkeiten und das damit verbundene, jeweilige Kleinklima bieten viele Möglichkeiten. Auch und insbesondere die Tierwelt ist in unfassbar großer Artenvielfalt vertreten. Leider gehören die Bisamratten auch dazu. Das würde mich jedoch niemals dazu bewegen, meinen Teich aufzugeben.

Ich würde jedem mit ausreichend Platz und geeignetem Standort raten, diese kleine Welt im Garten anzusiedeln. Er wird immer das Zentrum des Lebenspulses bei uns im Garten bleiben. Mit oder ohne Bisams!

Kommentar verfassen
Your email address will not be published. Required fields are marked *

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: