search instagram arrow-down

Aktuelle Beiträge

Werkzeuggefachsimpel und der Männerschuppen

Bei uns auf dem Dorf gibt es das ungeahnte Statussymbol: den Aufsitzrasenmäher oder  -mulcher. Klar, in unserem kleinen Nest sind die Grundstücke noch echte Grundstücke, keine Parzellen einer Neubausiedlung mit 340qm. Es weiß auch keiner, ob ich ein oder zwei Eier in der Pfanne brate, man kann es eben auch nicht aus 50 Metern sehen, zumindest nicht ohne Feldstecher.

Und es gibt überall viel und vielmehr Rasen. Rasen ist ja super. Ich habe schon so oft darauf geschimpft, also lasse ich es in diesem Beitrag, werde es aber bei nächster Gelegenheit wieder nachholen.

Am Wochenende sieht man also die Köpfe der Eigentümer über den straff geschorenen Hecken schweben, das surren der Antriebsmotoren nimmt man kaum noch wahr. Der Mensch gewöhnt sich an alles. Fast alles. Laubbläser sind ausgenommen.

Und es wird gefachsimpelt: „Stiga ist der Beste!“ „Niemals, die taugen nichts, es muss schon Husqvarna sein, der Rest ist doch Schrott.“ „Ich hab `nen Viking!“

Ehrlich gesagt, kann ich es in diesem Fall nicht beurteilen, ich habe gar keine Auto.

Aber man könnte witzige Sachen damit machen, zum Beispiel das Boßelmobil im Februar damit ziehen oder eine Weltummähung. Herrlich, der Husqvarna im Kaukasus. Oder doch besser ein Honda?

Naja, als Mann ist der Diskurs nicht ganz sinnlos. Qualität setzt sich am Ende durch, und die meisten Männer mögen Maschinen. Es muss surren und knattern, vor und zurück, hoch und runter. Und Power müssen sie haben, die Biester. Und es muss nach verbranntem Sprit stinken.

Meine erste Anschaffung dieser Art war eine Motorsäge. Und natürlich war es eine Stihl. Mittlerweile sind es drei. Eine mit kurzem Schwert, eine mit Monsterschwert für die dicken Männerstämme und eine elektrische für das Asten, also das Kleinsägen von armdicken oder dünneren Ästen für den Brennholzvorrat.

So kann man in erträglicher Lautstärke den ganzen Sonntag den getöteten Baum in nutzbare Scheite trennen, ohne das man am Abend das Gefühl hat einen Tinnitus gewonnen zu haben. Man muss eben immer das passende Werkzeug zur Hand haben. Als echter Mann.

Das mit der Qualität ist in Unabhängigkeit des Männergehabes zu verstehen.

Mein erster Spaten war vom Discounter. Er hielt ein halbes Jahr, war stumpf und viel zu breit. Auch von diesem lustigem Kumpel habe ich mittlerweile drei Stück. Einen schmalen Stechspaten der so schmal ist dass er leicht in die Erde eindringt, einen „normalbreiten“ der bei nicht zu großer Hebelwirkung wunderbar zügig beim Graben hilft und ein Fatmaxmodel, mit dem ich dann auch mal einen Wurzelballen heraushebeln kann. Ein echter Männerspaten.

Wenn ich ihn als Hebel ansetze, kann Familie Übergewicht auf dem Griff tanzen ohne ihn auch nur annähernd an seine Maximalbelastung zu bringen. Es hat sich bewährt, das Dreierkonzept.

Und sie stammen nicht mehr vom Discounter, sondern sind handgeschmiedet, haben 20 Jahre Garantie. Und sie haben einen Holzgriff, ganz wichtig für mich. Die heute oft zum Einsatz kommenden Kunststoffgriffe sind bei ernsthaftem Einsatz oft Blasengarantien. Sie nehmen keine Feuchtigkeit aus den Handflächen auf, es scheuert sich hier und dort wund an der Hand. Holz muss schon sein.

Oft erlebe ich bei einem Arbeitseinsatz werweißschonwo, dass sie da gelaufen kommen, die Spezialisten mit ihren Spaten. Der erste bricht nach einer Stunde, der zweite war gar nicht erst einsatzfähig, der dritte muss mal pausieren, denn er bekommt schon Blasen an den Flossen.

„Du hast aber einen dünnen Griff!“ heißt es dann unter Männern. „Ja, aber er arbeitet bis wir fertig sind!“. Am Ende des Tages möchte jeder die Bezugsquelle des Spatens kennen.

Es gibt auch Sprüche wie „So teuer? Da kaufe ich mir lieber jedes Jahr einen beim Aldi!“ Hoffentlich haben die dort auch Algebra 2 als gebundene Ausgabe denke ich dann. Auch wenn meiner das fünffache kostet, ab dem fünften Jahr spare ich jede Jahr Geld, 15 Jahre lang. Aber das verstehen die „echten“ Handwerker nicht. Spaten kaufen beim Aldi schockt ja auch!

Ich bin jeden Tag auch Kaufmann, das muss man als Unternehmer auch. In meinem Betrieb, einem Baubetrieb, rechnet es sich eben ob jeder seinen Akkuschrauber einmal oder zweimal im Jahr tauschen muss.

Es ist immer wieder erstaunlich, was ich für Gartenwerkzeuge zu Gesicht bekomme. Ich war Anfang des Jahres bei einem Kunden, der ernsthaft einen pinkfarbenen Spaten besaß. Natürlich hatte er ihn seiner Frau geschenkt. Mit welcher Hoffnung war er denn unterwegs?

Die Farbe ist ja Geschmackssache, aber würde ein ernsthaft qualitativ hochwertiger Hersteller derartiges Missgeschick auf den Markt bringen?

Oder eine Handschaufel für € 100? Das krasse Gegenstück, vermutlich Manufaktum, und dennoch war es Müll. Teuer heißt eben nicht immer gut. Aber schick sah es schon aus, etwas für die Glasvitrine im Werkzeugschuppen.

Oder Gartenscheren. Ein Phänomen. Hier wird soviel Schrott angeboten und tatsächlich auch gekauft. Die Farbe scheint entscheidend zu sein. Es gibt sie in geblümt, gestreift, gepunktet und geschissen. Mitdrehend und Steif, gezahnt, gelappt und gelogen. Als erstes versagt oft das Getriebe, oder der Verschluss. Aber am wichtigsten ist an sich die Schärfe. Auch hier gilt: Jedes Jahr neu, von Aldi & Co.

Können die alle nicht rechnen? „Kann ich mir nicht leisten“ steht absolut nicht zur Diskussion. Denn Aldi und Co sind echt teuer. Nach drei Jahren ist man bereits teurer als einmalig eine vernünftige Schere zu kaufen. Ich nutze eine von Felco, mehr geht kaum. Sie kostet 30 Euro, hält bis zum Ende aller Tage. Jedes Schräubchen lässt sich problemlos nachbestellen, als Pfennigartikel. Und sie ist auch noch scharf. Oder man tauscht mal die Schneidbacken. Kurzsichtigkeit war noch nie mein Ding.

Na klar kann ich mir eine Heckenschere vom Discounter holen. Vor allem, wenn man gar keinen Garten hat sondern damit die beiden Buchsbäumchen im Kübel vor der Haustür modelliert.

Und der Laubbläser, und der Rasenmäher, der Besen, die Kelle etc. Es zieht sich durch das gesamte Sortiment. Nicht nachvollziehbar. Und es ist längst bei solch wichtigen Dingen wie einem Schutzanstrich für den Gartenschuppen angekommen. Es wird so viel Müll produziert und konsumiert, dass ich mich frage ob es bald die Todesstrafe für die ökonomischen  Gartengeräte gibt?

Ich bleib dabei, einmal sinnvoll investiert, Ruhe. Immer einsatzbereit. Keine Überraschungen der unangenehmen Art. Und bei Maschinen wird es dann auch mal gefährlich. Denn Schrott fliegt gerne mal auseinander. Natürlich habe auch ich Gardena Handschaufeln. Wenn man nicht versucht damit eine 25 Meter hohe Erle auszugraben ist es in diesem Fall eine gute Wahl. Ich nutze sie seit 4 Jahren. Und sie hat sicherlich einige Dutzend Kubikmeter Erde bewegt.

Und alles muss in den Männerschuppen. Hier riecht`s nach Benzin und Öl. Nach Lösungsmitteln und Schweiß. Jipijajajipijipijä!

Und jetzt kommt der Spießer in mir: Alles hat seinen Platz. Zumindest häufig. Denn ich habe festgestellt, dass eine gewisse Ordnung echt Nerven spart. Ich versuche zumindest Ordnung zu halten. Es gibt die spießigen Hakenreihen, überall. Regale mit kleinen Kistchen. Eine Handschuh- und Gardenabox.

Ich bin hier nicht pedantisch, da gibts ganz andere Kandidaten. Aber eine vernünftige Ordnung erleichtert mir oft den Zugriff. Und Nerven. Und Zeit. Und am Ende auch Geld, weil ich mir nichts zweimal kaufen muss. Aber es kommt schon vor, dass ich das genutzte Werkzeug einfach mal reinfeuere. Es bleibt aber eher eine Ausnahme.

Dann kommen die „Chaospiloten“ und sagen:“ Ich habe meine ganz eigene Ordnung, ich weiß wo alles liegt!“ Ich weiß, dass es gelogen ist.

Ich habe es schon so oft erlebt, da will man sich etwas leihen, irgendetwas was man selbst sehr selten benötigt.

„Kein Problem, komm mit!“ Es vergeht eine gute Viertelstunde und dann hört man aus dem so eigenen Ordnungsschuppen:

„Ich hatte es doch gestern noch.“  „Hier hatte ich es doch hingelegt!“

Auch gut ist „Ich habe es vorhin noch gesehen!“ Man muss hier nichts mehr hinzufügen.

Männerschuppen benötigen Ordnung in gesundem Maße und ein vernünftiges Equipment, hier und dort etwas Pflege der Maschinen aber kein polieren am Sonnabend. Sonst nichts. Vielleicht noch etwas Schweiß. Aber Jipijajajipijipijä ist fürn Arsch. Ich gebe euch mein Wort.

 

Kommentar verfassen
Your email address will not be published. Required fields are marked *

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: