Kaum wegzudenken diese Leichtigkeit durch Gräser im Garten. Mittlerweile beinahe verbannt wurden die Pampasgräser. Man sieht Sie längst nicht mehr so häufig. Ich weiß, dass ich als Kind auf dem Schulweg an mehreren dieser imposanten Gesellen vorbeikam. Ich musste die Blühten immer anfassen. Beinahe künstlich erscheinen sie in voller Blühte. Auch wenn viele sie nicht mehr leiden können, so finde ich Cartaderia selloana wie es botanisch heißt nach wie vor spannend.
Eines der sicherlich populärsten Arten zur Zeit ist Panicum virgantum, die Rutenhirse aus der Gattung der Rispenhirsen. Es gibt mittlerweile zig Sorten, einige gibt es weit über 60 Jahre in Kultur wie zum Beispiel Panicum virgatum „Rehbraun“ aus dem Berggarten Hannover. Ich habe ehrlich gesagt ein wenig den Überblick verloren.
Allerdings bin ich auch kein Sortenfetischist. Es gibt sie von niedrig bis sehr hoch wachsend, stahlblau, sattgrün und in Rottönen. Viele habe ich ausprobiert und viele wieder entfernt.
Panicum virgatum „Shenandoah“ mit ihrem lockeren Wuchs und ihrer Rotfärbung hier mit Bistorta amplexicaulis „JS Caliente“ und Anemone Japonica-Hybride ‚Honorine Jobert‘ – eine Herbst-Anemone mit reichlich Geschichte. Ihre Entstehung liegt immerhin 170 Jahre zurück. Für mich immer noch eine wirklich robuste Sorte. Sie lässt sich auch nicht ganz so schnell verdrängen.
Bei den rötlichen ist mein klarer Favorit „Shenandoah“. Eine wundervolle Auslese von Dr. Hans Simon. Ein hervorzuhebender Züchter. Über ihn zu schreiben würde hier den Rahmen sprengen. Ich wäre gerne mal in eine seiner vielen Vorträge gegangen was mir aufgrund seiner Ablebens vor 2 Jahren wohl verwährt bleiben wird. Er hat auch die von mir geschätzte Geranium Gracile Hybride „Sirak“ selektiert. Eines meiner Top 10 Geraniumsorten.
„Shenandoah“ hat für mich die beste Quersumme von Eigenschaften aus den rötlich-braunen Rutenhirsen.
Blüten von Shenandoa vor einer Anemonensiedlung. Ein wunderschöner, lockerer Schleier.
Panicum vergatum verwoben mit Gaura lindheimeri „Summer Breeze“
Ich gehe davon aus, dass ich sie habe, über die Sortenechtheit dieser Sorte wurde schon viel diskutiert. Zumindest wurde sie mir als Shenandoah angedreht und ist seither nicht mehr wegzudenken. Ich hatte und habe zum Teil noch weitere rotbraune Sorten, bin allerdings überzeugt von den Eigenschaften der „Shenandoah“ Sorte.
Man nennt die rötlichen Sorten auch Kupferhirsen, weil sie kupferrot werden sollen.
Ich halte es für Träumerei, denn mit Kupfer kenne ich durch mein Unternehmen aus und finde nicht mal eine Nuance im Ansatz ähnlich mit der Farbe von Kupfer.
„Shenandoah“ wächst sehr gut und vital, ist gefühlt bis Weihnachten ohne Makel, sie ist bereits früh in Färbung und hat eine für mein Vorhaben ideale Größe und ganz entscheidend ist, dass sie nicht zu sehr aufrecht steht sondern eher locker.
Sorten wie „Rehbraun“, „Rotstrahlbusch“ und „Hänse Herms“ hatte ich und habe noch einige wenige Exemplare, sie verlieren jeden Wettkampf und werden meinen Garten wohl verlassen müssen. Denn ich sammle nicht, sondern ich liebe. Und natürlich nur die besten der Genossen und Genossinnen. In „Shenandoah“ bin ich verknallt!
Bleiben darf auch die Sorte „Heiliger Hain“ von Friedrich Camehl. Sie ist noch kompakter und sticht dadurch etwas heraus, allerdings ist sie nicht sehr wuchsstark. Bei mir steht sie mit der Sedum Telephium Hybride „Matrona“ in wunderbarer Gesellschaft. Die purpurnen Farben ergänzen sich wunderbar und durch den langsameren Wuchs erschlägt sie die Fetthenne nicht. Dieses so trockene Jahr allerdings macht das Süßgras keine gute Figur. Der Wasserbedarf war dann doch zu hoch gewesen, dem Sedum hingegen war es egal.
Im Vordergrund ragt noch ein Kopf der „Matrona“ ins Foto, rechts „Heiliger Hain“. Ich denke links hinten steht „Rotstrahlbusch“, mittlerweile mit zusätzlich gelblicher Herbstfärbung.
Gut passen auch „Shenandoah“ und Geranium sanguineum „Tiny Monster“ eine bei Rolf Offenthal entstandene Schönheit. Das violett und die purpurnen Grashalme passen bestens zueinander.
Ich vermute, dass die beiden wenn das Licht aus geht noch lange in die Nacht hinein tuscheln.
Bei den grünblättrigen und bläulichen Sorten haben durchaus mehr Kandidaten ihre Berechtigung wie ich finde. Allerdings habe ich auch hier Favoriten, welche aber reine Geschmacksache sind. Die Sorte „Heavy Metal“ von Kurt Bluemel ist eine der weingen aus den USA stammenden Selektionen welche ich mag. Allerdings pflanze ich sie gerne in fetten, schweren Boden damit ich zwar die bläuliche Erscheinung erhalte, sie aber etwas breiter und ausladender in Ihrer Gestalt wird. Mit zu straff aufrecht kann ich nichts anfangen.
Dieses Jahr etwas verkümmert, aber hoffnungsvoll mit Blick auf kommendes (hoffentlich nicht ganz so trockenes) Jahr. Im Vordergrund „Heiliger Hain“, links dahinter „Heavy Metal“ und rechts hinten Calamagrostis acutiflora „Karl Förster“. Eine der weinigen reinen Grasgesellschaften in meinem Garten. Eine Pflanzung unter der Rubrik „würde ich heute anders machen“.
Schön ist auch „Northwind“, ebenfalls ein Amerikaner und nicht ganz so metallen wirkend. Allerdings ein Riese mit über 170cm.
Panicum virgatum „Northwind“ im Herbst. Er lädt im laufe des Jahre weiter aus und beginnt sich im Oktober gelb zu färben. Ein Riese.
Die Art Panicum virgatum hat klar ihre Berechtigung unter den Gräsern im Garten.
An sich gilt Rutenhirse als C4 Stratege, das heißt sie sollte mit großer Trockenheit zurechtkommen. Die deutschen Auslesen (und auch „Heavy Metal“) machten allerdings dieses Jahr keine gute Figur im Staudenbeet. Mit eingerollten Blättern verstecken sie sich. Allerdings sind es wurzelstarke Gesellen. Ein Halm bildet bis zu 4 Meter lange Wurzeln aus. Das wäre so als hätte ich Schuhgröße 1152.
Daher bin ich beruhigt und sicher, dass wir uns nach dem Winterschlaf wiedersehen. Ich freue mich schon darauf.
Es wäre auch traurig wenn nicht.
In Liebe, dein Verehrer.